Die Ruine

Burg Heinfels ist die größte Burganlage Osttirols und des Pustertales. Innerhalb der Burgmauer umfasst das Areal rund einen halben Hektar Grund. Nach jahrhundertelangem Verfall wurde sie von 2016 bis 2020 restauriert und revitalisiert. Die wissenschaftliche Erforschung der Burganlage sowie ihre nachhaltige Bewahrung und Nutzbarmachung waren das Bestreben des Museumsvereines Burg Heinfels gemeinsam mit der Eigentümerin A. Loacker Tourismus GesmbH., dem Bundesdenkmalamt und dem Land Tirol. Die Geschichte der Burg Heinfels beginnt im Jahr 1210 mit der Errichtung des höchsten Turmes, dem sogenannten Bergfried. Er ist 21 Meter hoch und wurde direkt auf der höchsten Felskuppe errichtet. Mit dem Bergfried wurde die neu geschaffene Herrschaft Heinfels anschaulich gemacht.
Westlich des Bergfrieds erbaute man im Laufe des 13. Jahrhunderts den Wohntrakt (Palas) sowie eine Kapelle. Kapellentrakt und Palas sind heute Teil der Ruine, ihre Mauerkronen verzahnen sich mit dem freien Himmel. In einmaliger Weise bilden auf Burg Heinfels Bauwerk und Ruine eine Einheit. Unter dem neu geschaffenen Balkon aus Cortenstahl erkennt man die Fenster der Kapelle. Die Burgkapelle wird heute für standesamtliche Hochzeiten genutzt und kann im Rahmen der geführten Burgtour besichtigt werden.
Eingang und Südrondell

Das Südrondell ist Teil der äußeren Ringmauer und wurde um 1460 errichtet. Burg Heinfels war in dieser Zeit Hauptwohnsitz der Grafen von Görz. Dieses Rondell riegelt mit seinem zweiten Burgtor zusätzlich den Weg in die Kernburg ab. Man fürchtete Angriffe von Seiten der Habsburger als Landesfürsten des Herzogtums Kärntens im Osten und der Gefürstete Grafschaft Tirol im Westen sowie der Republik Venedig im Süden. Aber der äußere Feind setzte letztlich nicht zum Sturm auf Burg Heinfels an. Es waren die eigenen Bauern und Untertanen, die im Zuge der Bauernaufstände 1525 Burg Heinfels belagern und auch besetzen sollten.
Aus der reich bestückten Waffenkammer haben sich lediglich einige Kanonenkugeln aus Granit aus dem 15. Jahrhundert erhalten. Maximilian I. von Habsburg – der als letzter Ritter und erster Kanonier bezeichnet wird – regulierte das Artilleriewesen, indem er die Kaliber einheitlich festlegte. Kaiser Maximilian I. hielt sich wegen des Venezianerkrieges (1508-1516) im Herbst 1511 mehrere Tage auf Burg Heinfels auf. Auch wenn man erneut im 17. Jahrhundert Angriffe der Republik Venedig befürchtete: Die Burg Heinfels wurde nie mehr erstürmt.
Westliche Burgmauer

Im äußersten Westen von Burg Heinfels fällt der Felsen steil zum Villgratenbach ab. Die Burgmauer war hier zum Teil verfallen und das Nordwestrondell war mit dem instabilen Felsen zur Gänze abgerutscht. Es wurde mit Hilfe einer leichten Holzarchitektur wiederangedeutet, während das Südwestrondell ein Geländer aus Stahl erhielt. Gegen Osten sticht der mächtige Wohn- und Verwaltungstrakt aus dem 14. Jahrhundert ins Auge. Er verfügt über einen großen Keller mit Verlies, Säle, Stuben, Kammern und Gewölbe. Zukünftig soll dieser Bauteil einen Gastronomie- und Hotelbetrieb beherbergen. Südseitig unterhalb der Burg blickt man auf die Kirche zu den Hll. Petrus und Paulus.
An den Flaggenmasten von Burg Heinfels wehen die Fahnen des Bundeslandes Tirol, der Europäischen Union und eine Fahne mit dem Wappen der Grafen von Görz. Burg und Gericht Heinfels waren von 1275 bis 1500 Teil der Grafschaft Görz. Das Erbe der Görzer trat der spätere Kaiser Maximilian I. von Habsburg an, der das Pustertal und Lienz der Gefürsteten Grafschaft Tirol einverleibte. Burg Heinfels war das Zentrum des Landgerichtes Heinfels, das von Wahlen (heute ein Teil der Gemeinde Toblach) im Westen bis Abfaltersbach im Osten reichte. Von den 18 Gemeinden des ehemaligen Landgerichtes Heinfels gehören seit dem Ende des Ersten Weltkrieges sechs zu Italien.
Der Burghof mit der Zisterne

Durch die mächtige Torhalle von 1429 gelangt man über das dritte und letzte Burgtor in den Innenhof. Der Burghof öffnet sich im Osten über eine befestigte Hangstufe hin zur Ruine mit dem Bergfried. Über Rampen erreicht man die Zisterne, einen Wasserbehälter indem Regenwasser gesammelt wird. Die Tankzisterne war verfallen und wurde im Zuge der Sanierung nach alten Techniken mit Tonnengewölbe wiederaufgebaut. Sie ist sechs Meter tief und hat ein Fassungsvermögen für 90.000 Liter Wasser. Der Stallknecht oder die Magd entnahmen über die ringförmige Öffnung das Oberflächenwasser für die Pferde, die Küche oder die Wannenbäder.
Der Sage nach kann durch die Zisterne ein geheimer Gang erreicht werden. Durch diesen Tunnel soll Burg Heinfels mit dem Gasthof Burg Heimfels am Fuße des Burghügels verbunden sein. Im Gang gäbe es ein Tor und dahinter soll der sagenumwobene Schatz von Heinfels versteckt sein. Zwei Hunde mit glühendroten Augen würden diesen Schatz bewachen. Ein Hund hielte in seinem Maul den Schlüssel zur Schatzkammer. Wer allein um Mitternacht in den Gang einsteigen würde, dem gäbe der Höllenhund den Schlüssel frei. Leider konnte der Eingang bis heute nicht gefunden werden …
Der Treppenturm

Der letzte große Ausbau von Burg Heinfels erfolgte unter der Pfandherrschaft des Brixner Fürstbischofs und Kardinals Andreas von Österreich im ausgehenden 16. Jahrhundert. Dem Stil der Renaissance entsprechend ließ der baufreudige Fürstbischof unter anderem den Treppenturm und die gegenüberliegenden gemauerten Arkadengänge erbauen, die dem Westtrakt bis heute sein charakteristisches Aussehen geben. Im alten Küchenturm im Norden wurden ein neuer Backofen und eine neue Badstube errichtet.
Es haben sich die Abrechnungen von Fuhren von Tuffstein, anderem Steinmaterial, Holz, Sand und Kalk erhalten. Maurermeister Weingartner aus Bruneck lieferte 142 „Stäpfl“ – steinerne Stufen – für die Wendeltreppe. Über den Wendeltreppenturm erreichen die Besucher das Kapellendach, die Ruine und den Bergfried.
Auf dem Kapellendach

Das Kapellendach ist heute Teil der Ruine. Die Sicherung der Mauern und der Mauerkrone war anspruchsvoll; im Ergebnis würde die Ruine nun selbst starken Erbeben standhalten. Unter dem Kapellendach befindet sich die Burgkapelle, die ihm Rahmen der geführten Burgtour besichtigt werden kann. Durch eine ehemalige Fensternische tritt man seit der Restaurierung auf einen kleinen Balkon: Von hier aus genießt man eine phänomenale Aussicht.
Bis zum Verfall befanden sich hier zwei hochwertige und vertäfelte Räume. Die östliche Kammer besaß den Luxus einer eigenen Toilette, den Zugang zu ihr, einen kleinen Bogen, sieht man noch heute. In den beiden Fensternischen waren einst Sitzbänke. Von einem dortigen Holzbalken wurde eine Probe entnommen und auf das Jahr 1336 datiert. Die Nähe zum Allerheiligsten und die wunderbare Aussicht machten diese Zimmer zu etwas Besonderem: Sie bildeten die einstigen Wohnräume der Grafen von Görz. Seit 1451 ist auch eine Glocke auf Heinfels belegt, die nach der Auflassung der Burgkapelle im 19. Jahrhundert verkauft wurde. Der Obmann des Museumsvereines Josef Steinringer stiftete eine neue Glocke, um die Tradition wieder aufzunehmen. Sie wiegt ca. 165 kg und wurde im Klang mit dem übrigen Geläute der umliegenden Kirchen abgestimmt.
Palas und Bergfried

Vom ältesten Wohnbereich, dem Palas – erbaut um 1220 – haben sich nur Teile des romanischen Mauerwerks erhalten. Die sorgfältige Schichtung der Werksteine ist gut zu erkennen, ebenso der qualitätvolle Kalkputz. Mithilfe der Balkenlöcher kann die einstige Höhe der Räume ermessen werden. Der schönste Wohnraum befand sich im ersten Stock. Im ausgehenden 16. Jahrhundert ließ wiederum Kardinal Andreas von Österreich den alten Palas mit dem Kapellentrakt aufstocken und mit einem gemeinsamen großen Dach überspannen. Dadurch entstand ein neuer mächtiger Wohnturm, der über dreihundert Jahre das Erscheinungsbild von Burg Heinfels beherrschte. Er ist noch auf vielen alten Postkarten zu sehen. Auch das Gittermodell macht deutlich, wie dieser Bereich bis zu seinem endgültigen Einsturz 1932 aussah.
Der älteste Bauteil ist aber der östlich stehende Bergfried aus dem Jahr 1210, mit seinen 21 Metern gleichsam auch der höchste Turm der Anlage. Der heutige Zugang in den Bergfried führt durch ein herausgebrochenes Loch im Mauerwerk. Der ursprüngliche Eingang war jedoch ein Hocheinstieg im ersten Obergeschoss. Den Einstiegsbogen kann man heute noch sehen: Er konnte mit einer Strickleiter erreicht werden. Im Parterre wird überdies das erste, fensterlose Verlies von Heinfels vermutet.
Der Zwinger

Über einen erst im 20. Jahrhundert geschaffenen Durchbruch im Norden kann der Palas verlassen werden. Die gewehrschusssichere Stahltüre war wohl ursprünglich ein Verschluss aus einer k.u.k. Befestigungssperre in den Dolomiten während des Ersten Weltkrieges.
Über diese Türe erreicht man den sogenannten Zwinger, einen mit Mauern und Gebäuden umfassten Verteidigungsbereich im Norden. Im Westen wird der Zwinger vom alten Küchenturm begrenzt, indem sich einst der Backofen, die Badstube und eine vertäfelte Stube, Wohnraum für den Geistlichen von Burg Heinfels befanden. Die beiden kleinen Erker dienten als Burgtoiletten. In den Jahrhunderten des Leerstandes und Verfalls eroberte sich die Natur Burg Heinfels ein Stück zurück, wie die Lärche noch heute bezeugt.
Löcher und Nischen der
Mauern von Burg Heinfels
dienen den heimischen
Turmfalken als Nistplätze
Der Festplatz

Der äußere Burghof wird heute als Festplatz für Konzerte und Veranstaltungen genutzt. Im Osten wird er von der sogenannten Vorburg – einem mehrteiligen Gebäudekomplex – begrenzt. Der mittlere Turm, der Burggrafenturm, wurde um 1280 als freistehender Wohnturm errichtet. Der Burggrafturm wurde gemeinsam mit Wald, Äckern, Feld und Kräutergärten vom Grafen von Görz, an seine verdienstvollen Ministerialen, den Herren und Rittern von Welsperg verliehen.
Die anschießenden Betonbögen und der Holzstadel wurden erst im 20. Jahrhundert vom privaten Burgbesitzer jener Zeit in Eigenleistung ergänzt. 2017 kam es im Zuge von Aushubarbeiten genau an dieser Stelle zur größten archäologischen Sensation von Burg Heinfels. Man entdeckte einen Friedhof mit 16 Skeletten, darunter fünf Kindern aus dem 10. bis 12. Jahrhundert. Die Art der Bestattung zeigte, dass es sich um Christen handelte. Bis auf ein Kind blickten alle Toten in Richtung Osten, der aufgehenden Sonne und dem Heiligen Land entgegen. Warum das Kind, das an Hirnhautentzündung verstorben war, mit Blick nach Westen bestattet wurde, bleibt rätselhaft.
Shop- und Kassagebäude

Im Zuge der Restaurierung von 2016 bis 2020 entstanden auch neue Gebäudeteile: der moderne Küchenturm außerhalb der Burgmauer im Norden, die Seilbahnstation für die Belieferung des zukünftigen Gastronomiebetriebes sowie Shop- und Kassagebäude im äußeren Burghof. Die verfallene Kirchenstiege wurde nach historischen Fotografien mit zeitgemäßen Materialien und Techniken wiederhergestellt.
Im Shop- und Kassagebäude beindruckt der gewachsene Felsen aus Thurntaler Quarzphyllit und ein mittelalterlicher Ziehbrunnen. Im 15. Jahrhundert wurde der 8,80 m tiefe Schacht in den Felsen getrieben. Man vermutet, dass das Hangwasser nach Regengüssen durch Gegendruck in den durchlässigen Brunnenschacht dringt.
Eine Sage berichtet – wie bereits erwähnt – von unterirdischen Gängen, Gewölben und einer Schatzkammer. Zwei Hunde mit glühenden Augen würden den Schatz bewachen und neugierige Kinder würden versuchen in den Gang vorzudringen. Vielleicht hört man durch den Brunnenschacht, was da unten los ist?